Zanele Muholi (ZA)
Fotografie
Zanele Muholi
Zanele Muholi wurde 1972 im südafrikanischen Umlazi geboren, absolvierte bis 2003 die Fotografie-Ausbildung beim Market Photo Workshop des Market Theatre in Johannesburg und schloss 2009 auch das anschließende Studium an der Ryerson University im kanadischen Toronto ab. Die Abschlussarbeit widmete sich der visuellen Geschichte der schwarzen, lesbischen Identität und der Politik in Südafrika nach dem Ende der Apartheid. Es folgten unter anderem Einzelausstellungen im Berliner Gropius Bau und der Tate Modern in London. Als nichtbinäre Person und visuelle*r Aktivist*in setzt sich Muholi seit Jahren mit gesellschaftlich verankerten Vorstellungen von Geschlecht und Sexualität auseinander.
Viele der fotografischen Arbeiten dokumentieren Menschen aus der schwarzen LGBTQIA+-Community in Südafrika. Zwangsläufig geht es um Diskriminierungserfahrungen und die Diskrepanz zwischen der südafrikanischen Verfassung, die etwa gleichgeschlechtliche Ehen gestattet, und der gesellschaftlichen Realität. Es ist kaum ein politischer Wille zu erkennen, Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transgender zu verhindern und konsequent zu bestrafen. Sichtbarkeit für diese verfolgten Gruppen zu ermöglichen – das ist ein wesentlicher Antrieb von Zanele Muholi. Die Fotografien bezeugen den Mut der porträtierten Menschen, die eigene Identität und die Sexualität als ein Teil dessen trotz aller Widerstände auszuleben.
ROHKUNSTBAU XXVII zeigt zwei Selbstporträts in Schwarz-Weiß. Zanele Muholis starrer Blick richtet sich nach vorne, auf einem Bild sind die Lippen geweißt, Wäscheklammern krönen ihr Haupt und schmücken ihre Ohren. Mit Resilienz gegen Ressentiments – das könnte eine Lesart dieser intensiven Bildsprache sein. Das andere Selbstporträt zeigt Muholi mit ähnlich starkem, starren Blick von der nackten Schulter an aufwärts. Auf wen richtet er sich? Erwidert er das Glotzen einer diskriminierenden Mehrheit? Mit dieser Form aktivistischer Fotografie bereichert Zanele Muholi den Themenschwerpunkt der Selbstinszenierung um einen wichtigen Aspekt.