Thorsten Brinkmann (D)

Installation/Skulptur/Fotografie

Thorsten Brinkmann

Thorsten Brinkmann wurde 1971 in Herne geboren. Er lebt und arbeitet in Hamburg, wo er nach drei Jahren an der Kunsthochschule Kassel sein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste fortsetzte. Einzelausstellungen im französischen Rouen und im Gemeentemuseum in Den Haag unter dem vielsagenden Titel „Life is funny, my deer“ haben bereits seine Fotografien, Installationen und Videos gezeigt.

Brinkmann reflektiert immer wieder auf spielerische Weise die gegenwärtige Gesellschaft sowie die Kultur- und Kunstgeschichte. Er kombiniert allerlei gefundenen Krimskrams mit kunsthistorischen Bezügen. Die klassische Gattung des Selbstporträts konterkariert Brinkmann, indem er sich selbst anonymisiert. So sitzt oder steht er kostümiert und in ikonischen Posen für Porträts, die etwa an alte Meister wie Jan Vermeer und Rembrandt erinnern, verhüllt seinen Kopf aber mit Dose, Mülleimer oder Kissenbezug. Auch in seinen abstrakt erscheinenden Stillleben reflektiert der ehemalige Artist in Residence des Andy-Warhol-Museums in Pittsburgh (2012) unsere Alltagskultur. Im Fokus stehen hier weder Pflanzen noch Lebensmittel, sondern angeklebte Staubfeudel oder eingeknickte Metallstangen.

Die lange Liste mit Werken zu den Themen Virtualität und Selbstpräsentation beim 27. ROHKUNSTBAU bereichert Brinkmann durch einen bemerkenswerten Anteil an (Selbst-)Ironie. Pointiert führt er das durch Social Media noch gewachsene Bedürfnis nach selbstdarstellerischer Perfektion ad absurdum. Zugleich lockert er unsere ehrfürchtige Sicht auf das Porträt als ein klassisches Genre der Kunstgeschichte mit Fantasie und Heiterkeit auf und spielt mit der Bedeutung von Repräsentation. Umrahmt von einem beschnittenen Teppich zeigt das Bild mit dem Titel „x-bicks“ (2022) den abermals verhüllten Künstler stehend mit einer umgehängten Tasche im hautengen weißen Gewand. Die Dekonstruktion traditioneller Kunstgattungen gelingt Brinkmann mit unverwechselbarer Komik. Diese Leichtigkeit kommt auch in der silbern besprühte Wachsskulptur „Liegende Venus“ (2022) zum Ausdruck.