Simryn Gill (SG/MY/AU)

Zeichnung

Simryn Gill

Die 1959 in Singapur geborene Künstlerin Simryn Gill, lebt und arbeitet in Australien und Malaysia. In ihrer Kindheit und Jugend zog Gill mit ihrer Familie von Land zu Land. Sie lebte in Malaysia, Indien und Großbritannien, bis sie als Erwachsene nach Australien kam und dort an der South Australien School of Art Kunst studierte. Ihre häufig biografisch angelegten Skulpturen, Fotografien, Zeichnungen und Textarbeiten wirken so, als seien sie nirgendwo zu verorten. Ein „zwischen den Welten“, das in den Sammlungen zahlreicher Museen weltweit zu finden ist, darunter das Museum of Modern Art und das Guggenheim Museum in New York sowie die Tate Modern in London. Gill zeigte ihre Werke zudem international in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen und repräsentierte u.a. ihr Heimatland 2013 bei der Biennale in Venedig.

Termitenhügelerde, Bananen, Palmenblätter, Gummibänder, Kupferdrähte, Haarbüschel - viele der Materialien, die die Künstlerin für ihre Arbeiten benutzt, findet sie auf der Straße oder bringt sie von ihren Reisen mit. In „Full Moon“ arrangiert sie herausgerissene Buchseiten aus der Bibliothek ihres Großvaters um und erschafft einen neuen Kontext. In ihrer Fotoserie „A Small Town at the Turn of the Century” (1999-2000), in der sie den westlichen Blick auf ihre asiatische Heimat aufarbeitet, bedient sich die Künstlerin stilistisch der Mittel klassischer Porträtmalerei. Doch die frontal ausgerichteten Körper sind anstelle eines Kopfes von einer Melone, einer Bananenstaude oder anderen exotischen Früchten gekrönt.

Bei ROHKUNSTBAU XXVII zeigt Gill mit „Water Drawing“ (2021) eine in ihrer Gesamtheit raumfüllende Tuschezeichnung auf den feinkarierten, durchstrukturierten Seiten von Buchhaltungsbüchern. Gill hatte sie einem Bürolieferanten abgekauft, der diese für ihn unnütz gewordenen Gegenstände entsorgen wollte. Auf sechs Blättern, jedes 84 Zentimeter lang und 32 Zentimeter hoch, erhebt sich die indigoblaue See. In unzähligen Strichen, Kringel und Bögen rekonstruiert Gill die organische Bewegung des Wassers, die Wogen und die Spritzer, auf dem kleinkarierten Papier. Eine poetische Interpretation des Elements auf Seiten, die dafür gedacht waren, ganz rational Summen und Mengen bis auf die zigste Kommastelle genau festzuhalten. Die Natur erobert sich menschengemachte Strukturen zurück könnte eine Lesart dieses Kunstwerks sein.