Isa Melsheimer (D)

Skulptur/Zeichnung

Isa Melsheimer

Isa Melsheimer wurde 1968 in Neuss geboren. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Von 1991 bis 1997 studierte die 2015 mit dem Marianne-Werefkin-Preis ausgezeichnete Künstlerin an der Universität der Künste Berlin und besuchte dort die Meisterklasse von Georg Baselitz. Melsheimer, die sich in ihren Arbeiten der Architektur der Moderne bedient, um die komplexe und zerstörerische Beziehung des Menschen zu seiner Umwelt zu erforschen, erhielt zahlreiche Stipendien und Residenzen, darunter 2005 das Stipendium der Chinati Foundation in Marfa, Texas, 2013 das Stipendium der Deutschen Akademie der Villa Massimo in Rom und 2017 eine Arts Residency auf Fogo Island. Es war dieser letzte Stipendienaufenthalt an der kargen Küste Neufundlands, der ihre Arbeit maßgeblich beeinflusste. Auf Fogo Island gab es kaum Bauten, sie schaute dort auf Felsen, aufs Meer, auf die Wale. Inspiriert von dieser Landschaft integriert sie verstärkt organische Formen in die kantigen Strukturen moderner Architektur. In ihren Gouachen, Skulpturen, Installationen und Stickereien erobert sich die vom Menschen geschundene Natur zunehmend ihren Lebensraum zurück.

Sieben Werke zeigt Melsheimer bei ROHKUNSTBAU XXVII, darunter zwei Gouachen, in denen sie anhand brutalistischer Bauwerke irgendwo zwischen Licht und Schatten zwei mögliche Szenarien für die Zukunft der Menschheit zeichnet. In den drei Keramiken aus der Serie „Metamorphosis“ machen ikonische Gebäude der südfranzösischen Küste sprichwörtlich eine Verwandlung durch. Die Natur hat sich zurückgeschlichen und Hybride erschaffen. Die Häuser sind zum Teil Meeresbewohner geworden. Oder sie liegen am Ufer, wie der Fisch in der Skulptur „Provence-Alpes-Côte d’Azur“. Thematisch ebenfalls im Meer angesiedelt ist die Keramik eines 1,20 Meter großen Walherzes, das mit seiner glänzenden Textur und den zahlreichen Gefäßen selbst an ein Bauwerk erinnert. Als Vorlage dient eine wahre Geschichte. Melsheimer hatte durch eine Zeitungsmeldung von einem an der Küste Neufundlands gestrandeten Wal erfahren. Dem Tier wurde das 300 Kilogramm schwere Herz entnommen, im brandenburgischen Guben plastiniert und im Anschluss im kanadischen Toronto ausgestellt. So unterschiedlich Melsheimers Arbeiten sind, was sie an vielen Stellen eint, ist ein feiner ironischer Bruch.