Cindy Sherman (USA)
Fotografie
Cindy Sherman
Cindy Sherman wurde 1954 in Glen Ridge im US-Bundesstaat New Jersey geboren. Seit ihrem Kunststudium nutzt sie die Fotografie als Mittel, um Fragen der Identität zu beleuchten. Sie begreift sich dabei selbst als wandelbares Model und die Werke nicht als bloße Selbstporträts. Mithilfe variierender Requisiten – etwa Perücken, Plastikbusen, Prothesen – persifliert sie weibliche Rollenbilder. Durch geradezu ikonische Arbeiten, zum Beispiel die Selbstinszenierung im Stil von B-Movies für die „Untitled Film Stills“ (1977 bis 1980), wurde sie zu einer der berühmtesten Künstlerinnen der Gegenwart. Unter anderem haben sich bereits Ausstellungen in der Tate Gallery in London und im Museum of Modern Art in New York ihrem Werk gewidmet.
Sherman füllt ihre Rollen bis ins feinste Detail der Gestik und Verkleidung aus. Weibliche Stereotype sind eines der Hauptthemen ihrer Fotografien. Bewusst provozierend spielt sie dabei immer wieder mit dem männlichen Blick. Sie richtete zum Beispiel 1981 für eine im „Artforum“ zur Veröffentlichung geplante Doppelseite die Kamera aus der Vogelperspektive nach unten und hockte in Unterwürfigkeit suggerierender Pose auf dem Boden. Die Bilder erschienen nicht, weil die Herausgeberin Sexismus-Vorwürfe befürchtete. Dabei beabsichtigt Sherman gerade den umgekehrten Blick des männlichen Betrachters auf sich selbst. In ihren „History Portraits“ wenige Jahre später kommentierte sie in diesem Sinne die Rolle der Frau in der Kunstgeschichte, in der diese meist objekthaft und austauschbar dem Blick des Malers ausgesetzt war.
ROHKUNSTBAU XXVII widmet sich insbesondere den Themen Selbstpräsentation und Selbstinszenierung. In ihrer großformatigen Arbeit „Untitled #151“ (1985) zeigt Sherman ein mysteriöses Geschöpf mit großer Nase und spitzem Kinn. Die Hexe als Sinnbild unangepasster Weiblichkeit? Sherman lädt einmal mehr ein, sich mit solchen Identitätsfragen zu beschäftigen.