Ahmet Öğüt (TR)
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Ahmet Öğüt
Ahmet Öğüt wurde 1981 im südanatolischen Diyarbakır geboren. Der kurdische Konzeptkünstler und Gründer von „The Silent University“, einer autonomen Plattform für den Wissensaustausch von Geflüchteten und Asylsuchenden, lebt und arbeitet in Berlin und Amsterdam. Video, Fotografie, Malerei, Installation, Skulptur – die Bandbreite der Medien, die Öğüt nutzt, scheint unbegrenzt. In seinen Arbeiten thematisiert er nahezu beiläufig politische und soziale Missstände, kulturelle Bräuche und enttarnt die Absurdität alltäglicher Banalitäten. Dabei verzichtet er auf große Gesten. Öğüt, der in Ankara und Istanbul Kunst studierte und später an der Amsterdamer Rijksakademie van Beeldene Kunsten gastierte, hat einen subtilen, humorvollen Ansatz, der einen zweiten Blick erfordert, um seine subversive Wirkung zu entfalten.
In „The Swinging Doors“ (2009-2018) etwa fordert er Betrachter*innen zur Interaktion heraus. Öğüt hat zwei Polizeischilde an Wände montiert und in Schwingtüren verwandelt. Wer hindurch will, muss Widerstand ausüben. Auch in seiner Installation „Stones to throw“ (2011), die er auf den öffentlichen Raum ausdehnte, bezieht er das Publikum mit ein. Öğüt legte bemalte Steine in den Straßen seiner Heimatstadt aus. Er bezieht sich damit auf kurdische Jugendliche, die 2010 Steine auf Militärfahrzeuge geworfen hatten und dafür zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden.
In seinem Beitrag für ROHKUNSTBAU XXVII erkundet der Künstler das kreative Potential, dass sich auf begrenztem Raum entfalten kann. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie machten Menschen weltweit die Erfahrung, wie klein sich Zimmer anfühlen können, wenn es kein Draußen mehr gibt. In dem essayistischen Dokumentarfilm „Artworks made at Home“ (2020) erkundet Öğüt eine andere Seite: die kreativen Möglichkeiten, die sich aus einem solchen Mikrokosmos entwickeln. Zu allen Zeiten haben Künstler*innen in ihrer häuslichen Umgebung gearbeitet und diese auch thematisiert. Die Küche wird zum Atelier, der Kühlschrank zur Requisite, eine Schublade zum sozialkritischen Handlungsraum. Und ganz nebenbei – passend zum diesjährigen Schwerpunkt von ROHKUNSTBAU – wird deutlich, wie die Künstler*innen sich dabei auch selbst inszenieren.